Freitag, 26. Januar 2018

Los Alcázares 2

171.Tag, Dienstag 19.April

Puh, was für ein Sturm! Den ganzen Tag weht ein äußerst heftiger Wind, der den Aufenthalt draußen zu einer Tortur macht. Speziell am Meer ist es natürlich nicht auszuhalten.



Deshalb gehe ich mittags mit den Hunden einfach in die entgegen gesetzte Richtung, weg vom Meer, da ist man in manchen Bereichen sogar einigermaßen windgeschützt. Ich entdecke auch ein paar mehr oder weniger gut gepflegte Grünanlagen - die Krise, kein Geld, sie ordentlich instand zu halten - sodass die Hunde zumindest reichlich schnuppern und ihre Geschäfte erledigen können. Farah kann ich hier auch meistens frei laufen lassen, hier fährt kaum ein Auto und sie bleibt sowieso meist in meiner Nähe. Aber dann, sie hat wohl etwas Gras (nur Gras?) gefressen, wird ihr schlecht und sie spuckt es wieder aus. Ich will sie zu mir nehmen und anleinen, doch als ich mich ihr nähere, sieht sie mich mit schreckgeweiteten Augen an, blickt sich panisch um, als hätte sie in den Abgrund der Hölle geschaut und rast mit höchster Geschwindigkeit über die (leere) Straße davon wie ein Pferd, was durchgeht, nicht mehr ansprechbar für mein Rufen. Was bleibt mir - das ist so erschreckend und auch völlig ungewöhnlich für Farah - ich renne hinter ihr her und sehe, wie sie plötzlich aus vollem Lauf umfällt und alle viere von sich streckt. Meine ersten panischen Gedanken sind: "Gift - sie stirbt!" Doch als ich sie erreiche, sehe ich was los ist: Sie zuckt in einem epileptischen Anfall. Nur sehr kurz, Gott sei Dank, sie kommt schon wieder zu sich und ich kann sie wenig später anleinen und vorsichtig in den Schatten unter einen Baum führen, ihr zu trinken geben (sie trinkt dann tatsächlich ungewöhnlich viel) und sie ein bisschen ausruhen lassen. Sie wirkt noch sehr durcheinander, ist aber rührend liebevoll, sucht meinen Augenkontakt, stupst mich an und wedelt freudig, wenn ich sie anspreche. Ich habe keine Ahnung, was der Auslöser für diesen Anfall war, hat sie etwas Schlechtes gefressen, ist es der unaufhörliche Wind? Ich erinnere mich, dass sie vor vielen Jahren schon einmal so etwas hatte. Damals habe ich angenommen, es käme von dem 'Coq au vin', welches er am Vorabend großzügig mit ihr geteilt hatte. Ich war auch der Meinung, dass der Alkohol darin verkocht sein müsse, das stimmt aber wohl nicht. Jedenfalls habe ich seitdem bei jedem Spaziergang etwas Valium in einem Notfallkästchen bei mir, musste es aber nie benutzen. Auch bei diesem zweiten Anfall nicht, weil der ja nur ganz kurz andauerte. Trotzdem, es war schrecklich, dies mitansehen zu müssen, vor allem ihre offensichtliche Panik und der besinnungslose Lauf, bevor sie zusammen gebrochen ist. Nachdem sie sich aber etwas erholt hat, ist sie für den Rest des Tages und auch an den folgenden Tagen wieder ganz die Alte. Nur am Anfang vergewisserte sie sich immer wieder durch Augenkontakt mit mir, dass alles in Ordnung ist, so schien es mir jedenfalls.


Am Abend wird  wieder einmal gekocht, Kefte und kurz gedünsteter Brokkoli. Er ist begeistert und meint, dies sei eines der leckersten Essen auf der bisherigen Reise. Alhamdullilah, er hat deutlich mehr Appetit als in Marokko und isst einmal am Tag auch ein riesiges Müsli mit Früchten und Yoghurt.





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