Mittwoch, 22. März 2017

Sablons 2

6. Tag, Freitag 6. November

Die Heizung hat die ganze Nacht durchgebullert, es war super heiß im Bus, aber genug Strom bis zum Morgen, Erleichterung!

Bevor ich die Morgenrunde mit den Hunden drehe, frage ich ihn noch, ob ich den Topf mit seinem Waschwasser zum Warmhalten unter meiner Bettdecke lassen soll oder besser nicht, falls er es vergessen sollte. Kein Problem, das vergisst er schon nicht. Kurze Zeit später bekomme ich diese SMS: "Ich hab's doch vergessen - das Wasser! SCHEISSEEEEE".  Super, kein Tag ohne kleine bis mittlere Katastrophen... Naja, alles nicht so schlimm, es ist warm, die Sonne scheint und das Bettzeug wird bis zum Abend schon wieder trocken sein!



Auf dem Rückweg gehe ich bei der Boulangerie Patisserie am Ortseingang bei der Brücke vorbei und kaufe dort extrem leckeres Baguette und anderes Backwerk. Die Hunde sind derweil am Fahrradständer vor der Boulangerie angebunden. Als ich wieder heraus komme, öffnet sich auf der gegenüber liegenden Straßenseite ein Fenster und eine alte Frau, vielleicht neunzig Jahre alt, schaut lächelnd heraus: Die Hunde seien so freundlich, so "gentils" gewesen, auch wenn Leute bei ihnen vorbei gegangen seien. Sie habe früher auch Hunde gehabt, sie erzählt von ihnen, und dass sie jetzt eine Katze habe, weil sie schon so alt sei und sich deshalb nicht mehr genug um einen Hund kümmern könnte. Ein nettes Gespräch entwickelt sich und danach spaziere ich richtig gut gelaunt "nach Hause".




Mittags mache ich einen langen Hundespaziergang entlang des Flusses, zunächst noch über die geteerten Wege am Ufer, später dann durch ein lichtes Pappelwäldchen. Hier treffe ich einen Angler. Auch er erzählt mir von seinen Hunden, die er leider nicht mehr mit an den Fluss nehmen könnte, weil dort riesige Fische lebten, die alles verschlingen, was ihnen zu nahe käme. Es gebe schon keine Störche mehr und nur noch wenige Reiher - sie seien alle Opfer dieser aus der Danube eingewanderten Riesenfische geworden. Anglerlatein? Nein, es scheint etwas daran zu sein, meine Internetrecherche ergibt, dass Riesenwelse, die aus Osteuropa stammen, in Schwärmen in der Rhone aufgetreten seien, tatsächlich!



Während wir also das Flussufer erkunden, bleibt er beim Bus. Dort hat frühmorgens ein Mann auf einer Kehrmaschine die Uferwege gesäubert, alles war blitzeblank. Doch kurze Zeit später kam ein weiterer städtischer Arbeiter, der mit seinem Handmähgerät die Steine am Rand von jeglichem Unkraut befreite. Nur der geputzte Weg sah danach schlimmer aus als vor der Säuberung mit der Kehrmaschine. Ich stelle mir vor, die beiden hassen sich und der Mann mit der Mähmaschine hat dem mit der Kehrmaschine mal richtig eins ausgewischt. Denn der durfte nachmittag nochmals wiederkommen, um den Weg erneut zu putzen. Was für ein erfüllter Tag!

Später sitzen wir auf unseren Stühlen vor dem Bus und ich lese in meinem aktuellen Lieblingsbuch: Marquez: "Leben, um davon zu erzählen". Er hat eine so unglaublich poetische und überbordend phantasievolle Art, zu erzählen, dass es mir beim Lesen fast die Tränen in die Augen treibt! (Später soll ich meine Meinung zu diesem Buch noch ändern, aber der Beginn ist wirklich fulminant!)

Und schließlich: Mein Eisvogel! So lange schon möchte ich die Gelegenheit finden, einen Eisvogel zu fotografieren. Einige habe ich bereits am Rhein, an der Düssel oder an kleinen Bächen gesehen. Doch immer waren sie weit entfernt und sind auch schnell aufgeflogen. Und heute sitzt hier einer ganz ruhig auf einem Zweiglein in der Uferböschung. Ich mache schnell drei Bilder mit Telezoom, doch bin am Ende bitter enttäuscht: Obwohl ich mir die Zeit genommen habe, genau zu fokussieren (automatisch, allerdings), stellt die blöde Kamera nie auf den Vogel, sondern auf das umgebende Gras scharf. Wie gemein!!!

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