Sonntag, 7. Mai 2017

Tarifa - Algeciras - Ceuta - Tanger 1 MAROKKO

46. Tag, Mittwoch 16. Dezember

Furchtbar! Natürlich bin ich nervös und habe schlecht geschlafen. Er will mit einem Puros- und Pfeifentabakvorrat für ein ganzes Batallion über die marokkanische Grenze. Heute soll es sein! Auf Wiedersehen, Europa!

 

Schlau, wie wir inzwischen sind, wollen wir die Tickets für die Fähre bei Carlos auf dem Lidl-Parkplatz in Algeciras kaufen, Insider Tipp: Hier bekommt man sie am günstigsten. Nach etwas Sucherei finden wir den Parkplatz und auch Carlos Laden. Nur, der ist leider geschlossen. Kein Carlos weit und breit. Jetzt ist es auch egal, dann kaufen wir die Tickets eben beim nächsten Verkäufer an der Straße, es gibt ja genug. 230€ für Hin- und Rückfahrt. Und dann schnell zum Hafen, die Fähre geht um 12:30 Uhr. Die Hunde dürfen noch einmal eine kleine Runde über den Grünstreifen bei der Balnearia-Fähre drehen. Das finden sie ausgesprochen uninteressant, wie schon beim letzten Mal.

Nach einer ruhigen Überfahrt sind wir schnell in Ceuta und verfahren uns dort erst einmal. Die Stimmung ist gereizt. Noch ein Hundespaziergang am Strand, wo es von Katzen wimmelt und dann ab zur Grenze. Von weitem sehen wir schon eine unendliche Schlange von Autos. Und die bewegt sich kaum. Zunächst noch sind wir nicht ganz so pessimistisch, doch die Nerven sind schon ziemlich angespannt. Nach endloser Warterei meint er, ob ich nicht vorne (bestimmt sind es ein oder zwei Kilometer bis dahin) mal schauen kann, was da los sei. Ich verspreche mir zwar nicht viel davon, ziehe aber los. Jedoch, wieder so ein glücklicher Zufall: Vorhin hat uns in Ceuta-Stadt ein junger Marokkaner auf Deutsch angesprochen, ob er uns helfen kann - und hier treffe ich ihn wieder. Wahrscheinlich arbeitert er als Guide an der Grenze für Touristen, wie wir es sind. Er meint jedenfalls, dass es bis in die Nacht dauern wird, bis wir über die Grenze sind. Also nehmen wir die nächste und letzte mögliche Abzweigung zurück, bevor wir hoffnungslos in der Einbahnstraße Richtung Grenze stecken, und fahren wieder in die Stadt. Zwei Beamte der Guardia Civil, die an einem Kreisverkehr parken, vertreiben sich die Langeweile auf ihre Weise - es riecht verdächtig nach Marihuana - und meinen auch, dass wir den Grenzübertritt besser erst am Abend erneut versuchen sollten.





In Ceuta finden wir letztendlich die Mauer am Hafen wieder, wo wir bei der letzten Reise übernachtet haben. Doch als er zum Einparken zurücksetzt, kracht es! Was ist kaputt? Letztendlich das am wenigsten schlimme, das marokkanische Gepäckgestell hinten hat eine Laterne gerammt und ist ziemlich eingedrückt, die Laterne ist unbeschadet geblieben. Es sieht halt blöd aus und er schäumt vor Wut, weil ich nicht rausgesprungen bin, um ihn einzuweisen. Meine Lieblingsbeschäftigung, was ich auch am besten kann! Ab jetzt geht gar nichts mehr. Jeder ist wütend und/oder gekränkt. Böse Worte fallen und dann Schweigen.


In eisiger Stimmung fahren wir erneut zur Grenze. Jetzt geht es schneller, die Schlange ist deutlich kürzer. Ein marokkanischer Guide führt uns (unberechtigterweise) auf die Schnellspur, füllt die Autoeinreisepapiere aus und nimmt mich mit zum Kontrollhäuschen, wo schon einige Reisende warten. Und wieder geht es nicht weiter, der Computer ist abgestürzt, kann auch nach mehrfachen Versuchen nicht wiederbelebt werden und ich werde von den Wartenden informiert, dass ich mich vorgedrängelt habe - dabei hat mich der Guide hierhin platziert. Dann öffnet ein neuer Schalter, alles strömt dorthin und plötzlich bin ich wieder die letzte in der Reihe. Zwischezeitlich spielen sich unglaubliche Szenen ab: Hunderte von Frauen mit Kopftüchern und eingeschnürten Ballen mit irgendwelchen Waren sitzen eng zusammengedrängt in Reihen hinter- und nebeneinander auf dem Boden und warten - auf was? Auf der parallel zur Straße verlaufenden durch einen hohen Zaun abgetrennten Fußgängerspur beobachte ich dramatische Szenen: junge Männer stürmen durch die Reihen der wartenden Autos auf die Fußgängerspur zu und werfen Ballen mit Waren über den Zaun, wo wiederum andere Männer diese auffangen und damit weiterlaufen. Die Zöllner in grauen Uniformen beobachten das Treiben, ohne einzugreifen. Erst, als es wohl wirklich zuviel wird, schaut einer mal nach. Ausgerechnet zwei Jungen, höchstens zwölf bis vierzehn Jahre alt, sollen seine Opfer sein. Doch ein kaum älteres Mädchen in Jellabah und Kopftuch läuft auf den Zöllner zu, fasst seinen Arm mit beiden Händen und zieht ihn von den Jungen fort. Er lässt es geschehen.

Der Düdo ist inzwischen drüben, ich sehe ihn auf der marokkanischen Seite stehen, als ich endlich am Schalter angelangt bin und die Reisepapiere abgeben kann. Es ist mittlerweile dunkel, die Uhr wird hier eine Stunde zurückgestellt, also 17 statt 18 Uhr.

Unser Ziel ist Tanger, er will jetzt möglichst schnell dorthin und brettert, soweit es der Düdo zulässt, über die Straßen. Die sind in keinem guten Zustand, ziemlich wellig und uneben mit Schlaglöchern, das schaukelt teilweise ganz schön. In einem Dorf sehen wir einen Geldautomaten, bei dem wir Dirhams ziehen können, denn Ein- und Ausfuhr der marokkanschen Währung ist nicht erlaubt.

Er hat dann die gute Idee, beim Campingplatz Miramonte in Tanger anzurufen, um zu fragen, ob wir noch Platz finden werden und wie lange geöffnet ist. Platz gibt es noch genug und wir sollen uns wenn wir dort sind, vors Tor stellen und hupen, "klaxonner". Mit den Hinweisen, die der Camping-Mitarbeiter  uns gibt, und dem Navi finden wir später die richtige Einfahrt, und dann sind wir da, Alhamdullilah! Noch schnell den Strom anschließen und dann ab ins Bett: Was für ein Tag!









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