Freitag, 19. Mai 2017

Ouzoud 3

54. Tag, Donnerstag 24. Dezember

Heute machen wir einen Besuch bei Mehdia, die Wolldecken webt, Teppiche knüpft und außerdem für die Frauen aus der Umgebung Verkäufe ihrer Teppiche an Touristen vermittelt. Wir werden von Mayo, der Fotografin begleitet, die heute für ein Projekt über die Frauen Marokkos in Mehdias Haus fotografieren möchte. Mayo hat vor eineinhalb Jahren ihren Mann verloren. Mit ihm zusammen hatte sie im Wohnmobil viele Reisen nach Marokko unternommen. Um mit diesem Verlust fertig zu werden, hat sie sich entschlossen, weiter zu reisen, weil sie beide das geliebt haben - aber anders, nicht mehr im Wohnmobil sondern zusammen mit ihrem Hund, Indigo, auf einem Motorrad mit Seitenwagen und Zelt. Was für eine starke Frau!



Zwar hätte ich im Haus von Mehdia auch gerne fotografiert, doch da die Hunde nicht mit ins Haus dürfen und im Garten bleiben müssen, der sich daraufhin rasch mit vielen Kindern füllt, bleibe ich lieber auch dort, es wäre zu riskant mit unserer schreckhaften Farah. Stattdessen mache ich mit den drei Jungen von Mehdia und Farah und Leon einen Spaziergang in die umgebenden Olivenhaine. Sie lieben es, die Hunde an der Leine zu führen, das ist sehr unüblich in Marokko, und die beiden Hunde machen das auch ganz brav mit. Naja, und ich fotografiere halt die Kinder.









Mayo gelingt währenddessen ein Traumfoto, welches sie mir später zeigt: Der Wohnraum, ganz in gelbes Licht getaucht, mit der Silhouette von Mehdia vor einem Fenster und einer arabischen Lampe, die von der Decke hängt und einem halbdurchsichtigen Vorhang, der das ganze einrahmt. Super, ich bin etwas neidisch. Ich hatte bei der Begrüßung nur kurz einen Schnappschuss in diesem Zimmer gemacht.


Zurück beim Zebra Camping bereiten wir ein libanesisches Menu vor: Baba Ghanoush, der Klassiker, dazu noch Kefta und Tabouleh - er möchte seine neuen Freunde aus Wien, Renate und Wolfgang dazu einladen. Ein arbeitsreiche Nachmittag, doch alles wird superlecker. Und so sitzen wir also Heiligabend bei sternklarem Himmel und (Fast-)Vollmond am Lagerfeuer, zusammen mit Renate, Wolfgang, Malena und Leo, zwei weiteren Österreichern, erzählen, trinken und essen - zu unserem libanesischen Essen gibt es noch eine Salzburger Heiligabend-Spezialität, Würstel-Suppe. Als später das Feuer zu sehr qualmt, verabschiede ich mich und folge ihm in unseren Bus, wohin er ziemlich ausgekühlt schon einmal vorgegangen ist. Hier liegt er nun zufrieden auf seiner von Mehdia erworbenen gestreiften Wolldecke, zusammen mit den ebenso zufriedenen Hunden.






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