Samstag, 10. Juni 2017

Zagora 4

75. Tag, Donnerstag 14. Januar

Die Hundespaziergänge hier sind mir zunehmend ein Graus. Entweder geht es entlang des Drâa über die endlose staubige Baustelle eines neuen Dammes oder durch die Palmeraie, die hier in großen Teilen wie eine riesige Müllhalde wirkt. Oder, wie heute Morgen, gibt es unliebsame Begegnungen mit Einheimischen. Farah und Leon haben wohl einen Mann erschreckt - wahrscheinlich wollte er in einem verlassenen Garten gerade sein Geschäft erledigen - woraufhin er die beiden wohl mit Steinwürfen verjagen wollte. So macht man das hier. Marokkanische Hunde kennen die Geste des Steineaufhebens genau, die meisten machen sich daraufhin schon aus dem Staub, aber unsere beiden wissen natürlich nichts damit anzufangen. D. h., die Steine werden dann auch wohl geworfen. Jedenfalls höre ich sie bellen, laufe natürlich sofort in die Richtung und sehe noch den wegrennenden Mann, der Leon in der engen Gasse vor sich her treibt. Farah hat wohl noch den Bogen machen können und kommt zu mir zurück. Jetzt rennen wir alle. Ich rufe und pfeife nach Leon, aber ich kann weder ihn noch den Mann mehr sehen und gerate langsam in Panik: 'Was ist, wenn er von einem Stein getroffen und verletzt wird, wenn er weiter in Panik vor dem Mann flüchtet, nicht mehr zurück findet?' Doch irgendwann später kommt er von hinten angerannt, er muss einen großen Bogen gemacht haben, um zurück zu kommen und jetzt bin ich einem hysterischen Ausbruch ziemlich nahe - ich habe richtig Angst gehabt!










Dann folgt das zweite Highlight des Tages: Sein Zeichentablet, dessen Netzteil schon eine Weile einen Wackelkontakt hat, lädt nun gar nicht mehr. Und er hat einen Job, den er morgen liefern muss! Zum zweiten Mal heute bekomme ich panische Anwandlungen. 'Was ist wenn?' Manche Tage sind so...

Mittags sind wir bei einem Berber-Freund von Ophorus, der einen Laden mit Schmuck, alten Nomadenutensilien, Teppichen und Kleidung betreibt, zum Cous Cous eingeladen. Aber nur Ophorus, unsere drei Hunde und ich gehen hin. Im Laden treffen wir auch unsere französischen Nachbarn vom Camping Sindibad mit ihrem fünfzehn Jahre alten Pudel - Mutter und Sohn oder Frau mit jungem Liebhaber? Wir wissen es bis heute nicht. Die Einladung zieht sich hin, nach dem Couscous trinken wir natürlich noch Tee und dann lasse ich mir noch einiges von den Schätzen im Laden zeigen, was ich als Geschenk mit nach Hause nehmen könnte. Am Ende kaufe ich eine Fatima-Hand und ein Nomaden-Keramik-Schälchen.


In der Zwischenzeit hat er weiter gearbeitet und sich ohne sein Tablet, bzw. mit den 30% Restkapazität, die es noch hatte, beholfen und ist unter diesem Druck ganz gut voran gekommen. Ich war wie immer besorgter als er selbst, wie blöd von mir, zumal am Abend bei einem erneuten Versuch das Netzteil bei einer bestimmten Kabelstellung doch wieder lädt!





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