Mittwoch, 19. April 2017

Los Alcázares 3

29. Tag, Sonntag 29.November

So, jetzt geht es darum: hält seine provisorische Reparatur oder fliegt gleich alles auseinander? Ich traue es ihm eigentlich zu, er ist aber eher pessimistisch. Trotzdem: Die Spannung, bevor wir starten, um einen ruhigeren Platz als an der Hauptstraße mit mehr Sonne für unser Solar anzusteuern, ist fast unerträglich. Mit Daumendrücken und Stoßgebeten versuche ich wider alle Rationalität, das Meinige beizutragen - und: es funktioniert! Er kann wieder in den dritten und auch vierten Gang hochschalten! Jubel, Schulterklopfen - KFZ-Meisterprüfung bestanden! Wir fahren zur Calle del Rio Negro, dort sollte das Solar die Batterie bis zum Abend gut aufladen können. Wir spazieren von hier in Richtung Norden durchs Naturreservat in Richtung Militärflugplatz. Der Weg ist lang, am Ende lasse ich auch Leon laufen.

Na endlich, das wurde aber auch langsam Zeit, immer diese langweiligen Leinenspaziergänge, wo es doch hier überall so herrlich nach den kleinen Conejos riecht. Bloß dieser Zaun, der muss doch irgendwo enden, ich will hinüber, dorthin, wo der Geruch herkommt. Paradies, ich komme, gleich, ich muss eine Lücke finden! Da ist sie, jippiiiiie! Farah, komm mit! Conejo, warte, gleich hab ich dich, nun versteck Dich doch nicht immer in Deinem Bau! Oder Du - schon wieder verschwunden, Ihr kleinen Miststücke, das ist nicht fair! Anständige Hasen rennen und schlagen Haken, und ich renne wie der Wind hinterher, das ist meine Leidenschaft! Wieder ist eins in der Erde verschwunden! Falsches Spiel, ihr Feiglinge!

Leon wirkt ziemlich alarmiert und hält sich mit gespitzten Ohren immer dicht an den Zaun, der ein größeres Brachland begrenzt. Natürlich (bestimmt habe ich ihm das mehr oder minder unbewusst auch gegönnt) findet er dann ein Loch im Zaun und ist erst einmal weg, Farah hinterher! Typische Situation, kennt man ja inzwischen... Ich zwänge mich dann auch durch den Zaun und sehe Leon nach einer Weile wie ein Känguru durchs Gestrüpp springen. Farah hat schnell aufgegeben, sie steht da und wartet auf mich. Den GPS Sender, den mir eine Freundin für die Reise mitgegeben hat, habe ich Leon natürlich nicht umgehängt, zumal der nach dem unfreiwilligen Bad in Frankreich wahrscheinlich sowieso nicht mehr funktioniert - er liegt sicher verstaut im Düdo. Naja, ganz aus den Augen verliere ich meinen Hasenjäger nicht, jetzt hüpft er wieder in unsere Richtung, ich schneide ihm den Weg ab und dann habe ich ihn! Ziemlich stark hechelnd, glücklich, wenn auch glücklos: kein Kaninchen zwischen den Zähnen! Er bekommt erst einmal reichlich zu trinken und später kühlen wir uns beide die Beine im Mar Menor. Abenteuer überstanden!







Doch obwohl heute eigentlich ein glücklicher Tag mit geglückter Düdo-Reparatur gewesen ist, ist meine Stimmung ziemlich niedergedrückt. Erster Anflug von Heimweh, diesmal fehlt mir vor allem unsere Wohnung mit all ihren Annehmlichkeiten und Selbstverständlichkeiten: Fußbodenheizung, Toilette, Dusche, ein breites weiches Bett - und Platz, ganz viel Platz! Vielleicht ist es aber auch nur die Sorge: Wird die provisorische Reparatur die zehn Kilometer über die Schnellstraße bis San Javier halten? Und wenn nicht? Ich merke es auch ihm an, er ist ähnlich still und in sich gekehrt wie ich.



     



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